Vier Fragen an: Birgit Beisheim

Unsere Frak­ti­ons­vor­sit­zende Birgit Beis­heim ist Unter­neh­merin aus Duis­burg und seit knapp 15 Jahren poli­tisch aktiv. Dabei hatte sie – sowohl als Kommu­nal­po­li­ti­kerin wie auch als Land­tags­ab­ge­ord­nete – schon immer die Belange der gesamten Metro­pole Ruhr im Blick. Im Ruhr­par­la­ment setzt sie sich deshalb für eine noch engere inter­kom­mu­nale Zusam­men­ar­beit ein. Wir haben mit ihr über unsere GRÜNE Posi­tion zum aktu­ellen Haus­halts­ent­wurf gespro­chen und gefragt, wie wir den Regio­nal­ver­band Ruhr zukunfts­fähig aufstellen können.

1. In der letzten Sitzung des Ruhr­par­la­ments haben wir den Haus­halts­ent­wurf für 2024 abge­lehnt – warum?

Unsere Region steht vor großen Heraus­for­de­rungen: In spätes­tens 22 Jahren müssen wir klima­neu­tral sein, der Struk­tur­wandel ist noch lange nicht abge­schlossen und auch beim Ausbau des ÖPNV ist viel Luft nach oben. Der Regio­nal­ver­band Ruhr könnte gerade in diesen Berei­chen eine wich­tige Rolle spielen. Aktuell gleicht sein Aufga­ben­profil aber eher einem Gemischt­wa­ren­laden – auch im aktu­ellen Haus­halts­ent­wurf ist keine klare Vision für die Zukunft des Verbandes erkennbar. Das Ruhr­par­la­ment muss sich bewusst machen, welche Aufgaben der RVR künftig über­nehmen soll und wie er die Kommunen best­mög­lich entlasten kann.

Ein weiteres Argu­ment ist finan­zi­eller Natur: Die Mitglieds­kom­munen tragen durch ihre Umlagen einen großen Teil des RVR-Haus­haltes. Es ist davon auszu­gehen, dass wir die Kosten­stei­ge­rungen, vor allem getrieben durch den Perso­nal­haus­halt, nicht beliebig durch die Erhö­hung der Umlage kompen­sieren können und sollen. Alle vorlie­genden Haus­halts­an­träge und der Haus­halts­ent­wurf selbst zeigen aber keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Viel­mehr sind in der mittel­fris­tigen Voraus­schau wach­sende Defi­zite erkennbar – das können wir als GRÜNE nicht mittragen!

2. Wie stellen wir uns die Zukunft des Regio­nal­ver­bandes Ruhr vor?

Wir fordern schon länger, einen inter­frak­tio­nellen Stra­te­gie­pro­zess einzu­leiten. Wir brau­chen endlich einen Fokus auf die Leis­tungen, die der RVR dauer­haft für die Kommunen erbringen soll. Ein solches aufga­ben­kri­ti­sches Verfahren muss im Dialog mit allen Betei­ligten geschehen.

3. Was können wir als Oppo­si­tion tun oder anstoßen, um den Regio­nal­ver­band voranzubringen?

Ein Drittel des Haus­halts fließt aktuell in die Toch­ter­ge­sell­schaften. Wir können uns diese Viel­zahl an Betei­li­gungen schlicht nicht mehr leisten. Es braucht an vielen Stellen drin­gend Zusam­men­le­gung und Verschlan­kung. Nächstes Jahr steht ein Wechsel an der Haus­spitze des Verbandes an. Wir verbinden damit die Hoff­nung, dass notwen­dige Schritte dafür noch in der aktu­ellen Wahl­pe­riode unter­nommen werden. Als Grüne wollen wir diesen Diskurs im ersten Quartal 2024 anstoßen.

4. Apropos 2024: Welche Themen und Projekte aus dem Ruhr­par­la­ment werden dich im nächsten Jahr umtreiben?

Neben den Themen Haus­halt, Mobi­lität, Frei­raum­ent­wick­lung und IGA 2027 wird uns die Novelle des LEP zur Wind­energie beschäf­tigen. Denn diese Novelle muss in einer Ände­rung des gerade beschlos­senen Regio­nal­plans umge­setzt werden. Auch das Thema Kies­abbau muss weiter bear­beitet werden. Denn wir brau­chen im Bereich der heimi­schen Rohstoffe endlich Maßnahmen für einen verbind­li­chen Degres­si­ons­pfad. Als letztes Thema möchte ich die knapper werdenden Depo­nie­flä­chen nennen. Das sind zwar für uns alles keine „Gewinner-Themen“ – aber sie anzu­gehen ist notwendig, um die ökolo­gi­sche und soziale Trans­for­ma­tion der Metro­pole Ruhr voranzubringen.

Vielen Dank, lieber Birgit, für deine Antworten!