Vier Fragen an: Walter Wandtke

Wir haben ein neues Frak­ti­ons­mit­glied: Walter Wandtke wurde bei der vergan­genen Sitzung des Ruhr­par­la­ments offi­ziell verei­digt. Der 66-jährige Essener rückt für Claudia Landes nach.
Walter ist ein echtes Kind des Ruhr­ge­biets! Geboren in Bottrop, ist er seit nun mehr als 35 Jahren im tiefsten Alten­essen verwur­zelt. Wir haben mit ihm über seinen Weg ins Ruhr­par­la­ment gespro­chen und gefragt, welche Themen er künftig voran­treiben möchte.

1. Wie hast du den Weg ins Ruhr­par­la­ment gefunden? 

Nach meiner Ausbil­dung als Deutsch- und Kunst­lehrer habe ich mich auf die poli­ti­sche Erwach­se­nen­bil­dung und als haupt­amt­li­cher Mitar­beiter in die Medi­en­ar­beit einer Bürger­ra­dio­werk­statt gestürzt. Im letzten Jahr­zehnt war ich als freier Jour­na­list aktiv und konnte poli­tisch in der grünen Stadt­rats­frak­tion den Essener Norden mit seinen beson­deren Umwelt- und Verkehrs­be­las­tungen, multi­kul­tu­rellen und sozialen Aufgaben vertreten. Dabei hat mich immer wieder der Kampf um verbes­serte Mobi­li­täts­an­ge­bote jenseits des Autos, aber auch um gleich­be­rech­tigt gute Schul­an­ge­bote beschäf­tigt. Ein weiterer Bereich ist bis heute, für eine ernst­haft lücken­freie, nicht ritua­li­sierte Geschichts­kultur im Ruhr­ge­biet zu streiten. Die Lösungs­wege dahin führen dann zwangs­läufig über die Stadt­grenzen hinweg und gehören oft ins Ruhrparlament.

2. An welchen Themen wirst du jetzt mitarbeiten?

Städ­te­über­grei­fende Verkehrs­pla­nungen und Ausbau­stan­dards – insbe­son­dere für Radwege und den ÖPNV – sind im Ruhr­ge­biet häufig noch mangel­haft. Dagegen möchte ich mit meiner künf­tigen RVR-Arbeit etwas tun. Insbe­son­dere braucht der gegen­über anderen deut­schen Ballungs­räumen wenig attrak­tive und seit Jahr­zehnten erschre­ckend unter­fi­nan­zierte ÖPNV mehr Lobby­ar­beit. Das für 2023 geplante und drin­gend benö­tigte 49-Euro-Ticket ist für Fahr­gäste günstig, wird durch die erhöhten Nutzungs­zahlen die tech­ni­schen Probleme unserer Verkehrs­ge­sell­schaften aber noch verschärfen. Aktu­elle Nahver­kehrs­pläne berück­sich­tigen noch viel zu sehr die eigenen inner­städ­ti­schen Mobilitätsinteressen.

3. Was möch­test du durch deine Mitar­beit im Ruhr­par­la­ment erreichen?

Ich habe den Wunsch, dort ein Lobbyist für den Zusam­men­halt und das bessere Zusam­men­wachsen des Ruhr­ge­biets sein zu können, denn Städ­te­e­go­ismus ist in unserem Revier noch lange nicht ausge­storben – und das schadet den Menschen der gesamten Region.

4. Und zu guter Letzt noch eine persön­liche Frage: Wo ist dein Lieb­lingsort im Ruhr­ge­biet?

Es gibt da einen nahen Ort, rand­voll mit alter und neuer Entwick­lungs­ge­schichte unserer Revier­städte, den ich von meiner Wohnung aus sogar zu Fuß in einer Vier­tel­stunde errei­chen kann: Die Aussicht von der Schu­ren­bach­halde in Alten­essen mit der „Bramme für das Ruhr­ge­biet“ auf seinem schwarzen Plateau, einge­rahmt von grünen Abhängen, im Süden begrenzt vom lauten Emscher­schnellweg und im Norden von den ruhigen Ufer­wegen des Rhein-Herne-Kanals. Dort ist dann zwar alles Menschen gemachte Natur aus zweiter bis dritter Hand, aber trotzdem immer wieder ein entspan­nendes Erlebnis. Wenn ich dabei in der Ferne die Hoch­haus-Skyline der Essener City sehe, viel näher aber die Kamine der früheren Kokerei Zoll­verein, unser Müll­heiz­kraft­werk in Karnap und die Faul­tur­m­eier der Klär­an­lage in Bottrop, dann gibt das ein sehr spezi­elles Heimatgefühl.

Vielen Dank, lieber Walter, für deine Antworten!