Die GRÜNEN im Regionalverband Ruhr (RVR) bewerten den Vorstoß der geschäftsführenden Bundesregierung, aufgrund der drohenden EU-Klageverfahren gegen die Stickstoffdioxidbelastungen in verschiedenen Städten im Rahmen eines Modellprojektes einen kostenfreien ÖPNV einzuführen, als dilettantischen Schnellschuss – und wollen jetzt die Finanzierung dafür sehen.
„Wenn ein solches Modellprojekt im Ruhrgebiet liegen soll, dann ergibt eine Insellösung für einzelne Kommunen doch keinen Sinn. Gerade die zahlreichen Berufspendler*innen, deren Umstieg vom PKW auf Bus und Bahn zu einer nennenswerten Entlastung der Luft führen würde, pendeln doch über die Stadtgrenzen im Ruhrgebiet hinweg. Genau diese Zielgruppe benötigt dann aber wieder Anschlusstickets. Daher ist der Versuch, nur eine Ruhrgebietsstadt für ein Modellprojekt zu berücksichtigen, glatter Unfug und vollkommen unüberlegt“, so die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Regionalverband Ruhr, Sabine von der Beck.
Wenn man den eigentlich charmanten Vorschlag, öffentlichen Nahverkehr auch preislich attraktiver zu gestalten, weiterdenkt, ist klar, dass das Ruhrgebiet aufgrund fehlender Infrastruktur bei einer Hauruck-Aktion enorme Schwierigkeiten bis hin zum Verkehrswendekollaps bekommen könnte. Dabei rächt sich, dass das Revier jahrzehntelang keine Finanzierung für wichtige Infrastruktur erhalten hat und stattdessen Prestigeprojekte wie Stuttgart 21 gefördert wurden. Das Ruhrparlament hatte bereits Mitte 2016 darauf hingewiesen, dass in der Metropolregion allein elf Städte mit insgesamt rund 300.000 Einwohnerinnen und Einwohnern gar nicht an den Schienenverkehr angebunden sind. „Für eine sinnvolle, bedarfsgerechte Ausbauinitiative fehlte jahrzehntelang das Geld, aber jetzt sollen Sprungkosten für neues Personal und Fahrzeuge plötzlich kein Problem mehr sein? Dass der Vorschlag der geschäftsführenden Bundesregierung mehr ist als eine Nebelkerze in Richtung EU, glauben wir erst, wenn wir die Milliarden dafür in den Investitionskassen der Region sehen. Aber wir lassen uns natürlich gern vom Gegenteil überzeugen und prüfen dann selbstverständlich auch gerne unkonventionelle Ideen. Denn mehr Fahrgäste in Bussen und Bahnen statt im Pkw, sind für saubere Luft in jedem Fall die richtige Zielrichtung“, so die Fraktionssprecherin.