Die Metropole Ruhr verfügt über eine einzigartige Hochschul- und Wissenschaftslandschaft. Dennoch werden nicht alle Talente und Potenziale angemessen entwickelt. Noch immer entscheidet viel zu häufig die (soziale) Herkunft unserer Kinder über ihre Zukunft: Der kürzlich zum zweiten Mal erschienene Bildungsbericht Ruhr zeigt auf, wie ungleich die Chancen in unserer Region verteilt sind und wie schlecht es gelingt, diese Ungleichheit auszugleichen. Zu oft schlagen sich schwierige Startbedingungen in fehlenden oder unzureichenden Abschlüssen nieder. Zu häufig entscheidet die Sozialstruktur eines Stadtteils und nicht das Talent eines Kindes über seine Zukunft. Der Wohnort wird zur Prognose über den Bildungserfolg. Was uns jährlich die PISA-Studien bescheinigen – nämlich den engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg -, ist in unserer Region besonders ausgeprägt.
Erschwerend hinzu kommt in unserer Metropolregion die Aufteilung der Zuständigkeiten auf drei Regierungsbezirke und zwei Landesjugendämter. Das macht die Planung gemeinsamer Maßnahmen nicht unbedingt leicht. In den Lebenswirklichkeiten der jungen Menschen werden aber die kommunalen Grenzen für die Schullaufbahn oftmals ganz selbstverständlich überwunden: So pendeln die meisten Berufsschüler*innen und leben damit eine geeinte Metropole.
Uns Grünen ist bewusst, dass der Regionalverband Ruhr nicht die entscheidende Stelle für die Gestaltung unserer Bildungslandschaft ist. Die Vorgaben werden im Land gemacht und die Gelder werden in Düsseldorf verteilt, wo die schwarz-gelbe Landesregierung lieber vereinzelte Talentschulen auf den Weg bringt, statt jede Schule zu einer Talentschule zu machen. Doch gibt es hier in den Kommunen, in Städten und Kreisen engagiertes Personal, das oftmals mit geringen Ressourcen großartige Arbeit leistet. Als Vernetzerin der Kommunen kann der Regionalverband genau hier ansetzen: Denn die konkreten Herausforderungen und Rahmenbedingungen in den Kommunen sind ähnliche – Lösungen müssen gemeinsam erarbeitet werden und alle können voneinander lernen! Exzellente Beispiele finden sich viele – von der MoKiTa über die Kleine Kielstraße bis zum „Quadratmeter Bildung“.
Darum baut unsere Politik im Ausschuss für Bildung, Digitales und Innovation, der im übrigen auch den Bereich Soziales umfasst, auf drei Säulen: Analysieren, Fordern und Unterstützen. Für gute und zukunftsfähige Bildung für alle, eine menschengerechte Digitalisierung und Innovationen, die den Alltag gerechter und unsere Umwelt lebenswerter machen.
Für eine Metropole Ruhr, die kontinuierlich ihre Bildungslandschaft analysiert. Der Bildungsbericht Ruhr macht deutlich, dass die Kommunen des Ruhrgebiets mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. Diese kontinuierlich und umfassend zu analysieren, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Bildungsgerechtigkeit. So können Probleme identifiziert, ihre Ursachen benannt und politische Lösungen entwickelt werden. Wir setzen uns dafür ein, dass der Bildungsbericht Ruhr verstetigt und optimiert wird, etwa indem auch stärker außerschulische Bildungsorte und der Themenbereich der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) als unabdingbare Voraussetzung für eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft berücksichtigt werden.
Für eine Metropole Ruhr, die für ihre Kinder in Land und Bund eine starke Stimme ist. Der Regionalverband Ruhr muss die Interessen der Kinder in unserer Region laut und deutlich vertreten. Die Corona-Pandemie hat besonders deutlich gezeigt, wie stark im Ruhrgebiet gute Bildung vom Geldbeutel der Eltern abhängig ist. Hierbei, wie auch an anderen Stellen, können gute und effektive Lösungen für die Kommunen des Ruhrgebiets gemeinsam entwickelt und gegenüber der Landesregierung eingefordert werden. Für mehr Gerechtigkeit in den Schulen braucht es die starke und geeinte Stimme des Regionalverbandes!
Für eine Metropole Ruhr, die ihre Kommunen bei der Organisation guter Bildung unterstützt. Auch in der operativen Arbeit kann der Regionalverband Ruhr für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen. Hier ist einmal die Organisation von Austausch und Vernetzung zu nennen, wie er ja mit den Bildungs-Foren oder den Dezernent*innenrunden bereits stattfindet, aber auch die konkrete Unterstützung gerade der kleineren Kommunen bei der Beantragung von Fördergeldern. Der Regionalverband ist Klammer und Scharnier. Darüber hinaus wäre langfristig die Einrichtung einer interkommunalen Bildungskoordinierung wünschenswert, die die Grenzen der Regierungsbezirke überwinden hilft.
Sicher ist es noch ein langer Weg, bis unsere Metropole eine der Bildungs- und Chancengerechtigkeit wird. Hierbei spielen viele Faktoren mit: Soziale Gerechtigkeit, gute Arbeitsplätze, eine lebenswerte Umgebung in allen Stadtteilen und auf dem Land, um nur einige zu nennen. Voraussetzung ist Gestaltungskompetenz, die gute Bildung vermitteln kann. Dafür treten wir ein. Denn unsere Kinder verdienen die Perspektive einer guten Zukunft. Und das geht nur mit einer gerechten Bildungspolitik.