Am 13. Dezember kam das Ruhrparlament zur letzten Sitzung des Jahres zusammen. Die Stimmung im Plenarsaal war bereits deutlich vom nahenden Wahlkampf geprägt: Viele Redner*innen schlugen in ihren Wortbeiträgen einen schärferen Ton an, und es entstanden so manche hitzige Diskussionen zu den über 60 Punkten der Tagesordnung.
Zunächst durften wir die stellvertretende Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens, Mona Neubaur, als Gästinbegrüßen. In ihrer Rede sprach sie unserer Region und der Arbeit des Regionalverbandes Ruhr ihren Respekt aus. Im Mittelpunkt stand die erste Änderung des Regionalplans mit dem Ziel, Windenergieflächen auszuweisen. Mona Neubaur ging jedoch auch auf den Stahlstandort und die Energiesicherheit ein. Das Ruhrgebiet sei ein Vorbild darin, einen Ausgleich zwischen Wirtschaft, Wohnen, Infrastruktur sowie Arten- und Naturschutz zu schaffen.
Doppelhaushalt 2025/2026
Das Hauptthema der Sitzung war die Verabschiedung des Doppelhaushalts 2025/2026. Die SPD begann die Debatte unter dem Motto: „Das Ruhrgebiet hat Potenzial und muss es nutzen.“ Anstatt diesen Ansatz mit neuen, eigenen Impulsen zu füllen, arbeiteten sie sich an den ambitionierten Ideen unserer GRÜNEN-Fraktion ab. Die CDU schlug in die gleiche Kerbe. Sie beklagte die schlechten Rahmenbedingungen im Ruhrgebiet und setzte den Fokus auf die Verschlankung des Verbandes.
In der Haushaltsrede unserer Fraktionsvorsitzenden Sabine von der Beck stand die Entwicklung der Region im Mittelpunkt. Sie forderte mehr politischen Mut. Der Regionalverband Ruhr könne mehr Aufgaben der Kommunen übernehmen – auch durch eine Erhöhung der Verbandsumlage. Dies ist jedoch ein Tabu für die GroKo. Sie erkennen nicht, dass die Bündelung von Aufgaben beim RVR die Kommunen langfristig entlasten könnte, da weniger eigene Kosten anfallen würden. Sabine machte in ihrer Rede deutlich, dass die Region strategischer handeln, Allianzen schmieden, Einrichtungen schaffen, den ÖPNV regional koordinieren und gemeinsam die Altschulden- sowie Bildungskrise bekämpfen muss. Als Anspielung auf die neue Standort-Marketingkampagne schloss sie mit den Worten: „Lassen Sie uns einen mutigen Anspruch für die Region formulieren und Maßstäbe setzen! Denn wenn schon ANDERS, dann richtig!“
Aufgrund der fehlenden Visionen und strategischen Ideen im Haushaltsentwurf lehnten wir ihn folgerichtig ab. Einem Teil der Änderungsanträge der SPD/CDU-Koalition stimmten wir jedoch zu, da sie den Entwurf zumindest etwas verbesserten.
Wiederwahl des Kämmerers
Einigkeit herrschte über die gute Arbeit des Beigeordneten für den Bereich Wirtschaft: Markus Schlüter wurde einstimmig wiedergewählt. Dieser war von dem Vertrauensbeweis des gesamten Parlaments sichtlich gerührt. Wir gratulieren ihm zur Wiederwahl und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.
Regionalplan Ruhr: Windenergie
Ein weiterer wichtiger Punkt – den schon Mona Neubaur in ihrer Rede betont hatte – war die erste Änderung des Regionalplans Ruhr mit dem Aufstellungsbeschluss zur Windenergie. Unsere planungspolitische Sprecherin, Ingrid Reuter, begrüßte den Entwurf der Verwaltung ausdrücklich. Sie kritisierte jedoch den Änderungsantrag der Koalition, die Auslegungsfrist des Plans um zwei Wochen zu verlängern. Wir GRÜNE wollen den Weg für mehr Windenergie im Ruhrgebiet so schnell wie möglich frei machen. Die Fristverlängerung ist unserer Meinung nach nicht nur unnötig, weil der Plan bereits jetzt ausliegt. Sie könnte außerdem dazu führen, dass sich der gesamte Zeitplan um ein Jahr verzögert.
metropolrad.ruhr
Das Fahrradverleihsystem metropolrad.ruhr hat die nächste Etappe genommen. Mit großer Mehrheit wurde das Konzept zur Betriebsorganisation und die Ausschreibung beschlossen. Unser Fraktionsvorsitzender und mobilitätspolitischer Sprecher, Patrick Voss, lobte das regionale Erfolgsprojekt: „Wir stellen steigende Ausleihzahlen fest und beobachten, wie in immer mehr Städten neue Räder und Stationen eingerichtet werden. Das metropolrad.ruhr ist ein gutes Beispiel dafür, warum es Sinn ergibt, Mobilitätsangebote regional zu gestalten und anzubieten.“
Natur gemeinsam schützen
Der RVR stellt im Rahmen des Förderprogramms „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ den Antrag „Chance.Natur.Ruhr.“ Hiermit sollen Maßnahmen umgesetzt werden, die in den Konzepten zur Strategie Grüne Infrastruktur, dem Freiraumkonzept und der Biodiversitätsstrategie entwickelt wurden. Unser stellvertretender Vorsitzender des Umweltausschusses, Marvin Rübhagen, begrüßte den Förderantrag ausdrücklich. Neben positiven Auswirkungen auf den Klima- und Umweltschutz wird der Projektantrag auch wirtschaftliche Vorteile bringen, z. B. durch die Reaktivierung alter Brachflächen. Das Projekt wurde mit großer Mehrheit beschlossen.
Regionale Kulturstrategie Ruhr
Seit einigen Jahren wird über eine neue Kulturstrategie für das Ruhrgebiet in Zusammenarbeit mit dem Land NRW verhandelt. Diese entstand aus den Nachhaltigkeitsmitteln zur Verstetigung der Erfolge der Kulturhauptstadt 2010. Unser Kulturausschussvorsitzender, Jörg Obereiner, betonte: „Wir legen ein neues Fundament für unsere regionale Kultur- und Sportpolitik.“ Besonders die Netzwerkarbeit wird gestärkt, eine Kernaufgabe des Regionalverbandes Ruhr. Die Strategie wurde einstimmig beschlossen.
Zukunft von RuhrFutur
Das Bildungsprojekt RuhrFutur wird nun – nach langen Verhandlungen mit dem Land NRW – in zwei Schritten vom Regionalverband übernommen. Zusätzlich fließen Landesgelder aus dem Startchancenprogramm in die wichtigen Aufgaben von RuhrFutur. Unsere bildungspolitische Sprecherin, Martina Lilla-Oblong, betonte: „Bildung ist das zentrale Feld der Daseinsvorsorge.“ Umso wichtiger ist es, dass wir als Region jetzt mit RuhrFutur mehr Verantwortung für ein teilhabegerechtes Bildungssystem übernehmen. Die Bildungskrise im Ruhrgebiet spitzt sich immer weiter zu. Um diesen Zustand nachhaltig zu überwinden, benötigen wir deutlich mehr Unterstützung von Bund und Land sowie ein Bildungssystem, das soziale Ungleichheit nicht weiter verstärkt.
Den Regionalverband Ruhr weiterentwickeln
Seit über 100 Jahren ist der RVR eine wichtige und gewinnbringende Institution für das Ruhrgebiet. Jetzt gilt es, ihn fit für die nächsten 100 Jahre zu machen. Wir GRÜNE fordern seit Jahren, eine umfassende Neuausrichtung anzustoßen – gesteuert vom Ruhrparlament als demokratische Klammer der Region. Dabei soll der RVR als klimaneutraler, sozial gerechter und wirtschaftlich zukunftsfähiger Partner das Ruhrgebiet stärken.
Unser Fraktionsvorsitzender, Patrick Voss, betonte: „Ziel des Prozesses muss es sein, die Kommunen zu entlasten, Doppelstrukturen abzubauen und durch neue Formen der Zusammenarbeit einen noch größeren Mehrwert für die 5,2 Millionen Menschen im Ruhrgebiet zu schaffen.“ Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Gesellschaften und Beteiligungen des RVR gelegt werden. Einige Tochterunternehmen könnten nicht mehr notwendig sein, andere könnten fusioniert werden, und möglicherweise braucht es auch neue, schlagkräftige Gesellschaften.
Um diesen Prozess zu starten, haben wir einen entsprechenden Antrag eingebracht. Leider konnten wir die anderen Fraktionen nicht überzeugen, dieses wichtige Projekt noch in dieser Wahlperiode anzugehen. Es gab jedoch aus mehreren Fraktionen positive Signale, unseren Antrag als Anstoß für weitere Diskussionen zu nutzen. Daher haben wir unseren Antrag vorerst zurückgestellt und hoffen nun auf die Dialogbereitschaft der anderen demokratischen Kräfte im Ruhrparlament.