
Gemeinsamer Nahverkehrsplan für das Ruhrgebiet bringt mehr Qualität und Effizienz
Die Grüne Fraktion im Ruhrparlament hat heute ein Gutachten zur Zukunft des kommunalen Nahverkehrs im Ruhrgebiet vorgestellt. Im Auftrag der Fraktion haben das Planungsbüro nbsw (Heidelberg) und die Kanzlei BBG und Partner (Bremen) untersucht, wie der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nachhaltig verbessert werden kann. Das Gutachten benennt nicht nur Defizite des bestehenden Systems, sondern zeigt konkrete Wege zur Verbesserung auf. Als Vorzugsvariante empfiehlt es einen gemeinsamen, vom Regionalverband Ruhr (RVR) erstellten Nahverkehrsplan für das gesamte Ruhrgebiet.
„Schlecht getaktete Anschlüsse, häufiges Umsteigen oder Linien, die einfach an Stadtgrenzen enden – das ist leider Alltag im Ruhrgebiet”, bemängelt Patrick Voss, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Ruhrparlament und Mitglied im Mobilitätsausschuss. „In Castrop-Rauxel etwa sind gleich vier Verkehrsunternehmen mit unterschiedlichen Takten unterwegs – in einer einzigen Stadt. Das ist weder effizient noch verständlich und wird einer Metropolregion nicht gerecht.”
Derzeit planen die elf kreisfreien Städte und vier Kreise der Region ihren ÖPNV eigenständig – mit erheblichen Qualitätsunterschieden und gravierenden Lücken im interkommunalen Verkehr. Diese Schwächen hat bereits das regionale Aktionsprogramm Mobilitätsimpuls.RUHR offengelegt. Das neue Gutachten knüpft an das Konzept an und zeigt das Durcheinander von Bedienzeiten, Busangeboten und Bezeichnungen auf. Besonders alarmierend ist die Analyse der Reisezeiten: Laut Gutachten dauert eine Fahrt mit dem ÖPNV über Stadtgrenzen hinweg teilweise bis zu zehnmal länger als mit dem Auto.
„Damit Menschen auf den ÖPNV umsteigen, brauchen wir endlich spürbare Verbesserungen statt einen kommunalen Flickenteppich”, betont Sabine von der Beck, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Ruhrparlament und Vorsitzende des Mobilitätsausschusses. „Das Bus- und Bahnangebot im Ruhrgebiet stammt aus 15 gewachsenen Insellösungen. Selbst die Gutachter hatten es schwer, hier den Durchblick zu bekommen. Ein Gesamtpaket für die Region wäre nicht nur sinnvoll und möglich, sondern auch effizienter – und langfristig kostengünstiger.“
Das Gutachten enthält acht Varianten, die zeigen, wie das in der Praxis gelingen kann. Hervor sticht die bevorzugte Variante eines regionalen Nahverkehrsplans, der vom RVR erstellt und durch das Ruhrparlament beschlossen wird. Durch dieses Modell könnte jede Kommune zwischen 20 und 30 Prozent der Kosten für die Erstellung der Nahverkehrspläne einsparen. Voraussetzung wäre entweder die freiwillige Übertragung der Aufgabe durch die Kommunen oder eine Änderung der Landesgesetzgebung. Um die Vorteile integrierter Planung bereits kurzfristig zu nutzen, empfiehlt das Gutachten zudem praktikable Zwischenschritte: etwa die Entwicklung standardisierter Planungsleitlinien durch den RVR sowie eine koordinierte Aufstellung der kommunalen Nahverkehrspläne.
Auch für die betriebliche Ebene macht das Gutachten Verbesserungsvorschläge.
„Andere Metropolregionen sind bei der Mobilitätswende schon deutlich weiter. Wenn wir nicht abgehängt werden wollen, müssen wir jetzt den Turbo zünden”, so Patrick Voss. „Das Gutachten zeigt deutlich: um wirklich etwas bewegen zu können, braucht es mehr regionale Zusammenarbeit – für einen sozial gerechten, klimafreundlichen und zukunftsfesten ÖPNV im Ruhrgebiet!”
Das vollständige Gutachten steht hier zum Download bereit.