Landes­kul­tur­be­richt mit Lücken: Indus­trie­kultur des Ruhr­ge­biets ignoriert

By 23. März 2017Allgemein

flickr by Guy Gorek (CC BY-NC-ND 2.0)

Der Landes­kul­tur­be­richt, den die Kultur­mi­nis­terin des Landes NRW, Chris­tina Kamp­mann jetzt vorge­stellt hat, hat inhalt­liche Lücken.

Wie kann man als Minis­terin die Route der Indus­trie­kultur, das kultu­relle Allein­stel­lungs­merkmal eines ganzen Landes­teiles, in dem über fünf Millionen Menschen leben, derart igno­rieren?“ fragt Sabine von der Beck, Vorsit­zende der grünen Frak­tion im RVR. Die Route der Indus­trie­kultur des Regio­nal­ver­bandes Ruhr wird in dem 272 Seiten langen Bericht nicht erwähnt. Dabei stellt sie mit 25 Anker­punkten, 17 Panoramen der Indus­trie­land­schaft und 13 der schönsten Arbei­ter­sied­lungen des Ruhr­ge­bietes ein kultu­relles, in hohem Maße iden­ti­täts­stif­tendes Erbe der Region dar. Außerdem ist die Route der Indus­trie­kultur ein Magnet für auswär­tige Besu­cher. Nicht umsonst nutzen das Land NRW, der Regio­nal­ver­band Ruhr, die Kommunen und kultu­relle Initia­tiven die Attrak­tionen entlang der Route jedes Jahr für tausende Aktionen und Veranstaltungen. 

Aufgrund der hohen Bedeu­tung inves­tieren das Land NRW und der Regio­nal­ver­band Ruhr auch Millio­nen­be­träge in die Siche­rung dieses wert­vollen kultu­rellen Erbes. Allein für die fünf wich­tigsten Anker­punkte für das Welt­erbe Zoll­verein in Essen, die Jahr­hun­dert­halle in Bochum, den Land­schafts­park in Duis­burg, den Gaso­meter in Ober­hausen und die Kokerei Hansa in Dort­mund wurden in den vergan­genen zehn Jahren 64 Millionen Euro aufge­wendet, für die kommenden zehn Jahre (2017 bis 2027) werden es aufgrund der stei­genden Kosten für Instand­hal­tung rund 95 Mio. Euro sein, von denen das Land NRW 56 Mio. Euro übernimmt.

Nach Ansicht der Grünen im RVR sollte der Bericht entspre­chend korri­giert werden. Grund­sätz­lich fordern sie, die Kultur­för­der­po­litik des Landes zu erwei­tern. „Struk­turen und Netz­werke brau­chen eine verläss­li­chere Förde­rung als bisher. Der Förder­plan macht zudem auch deut­lich, dass weiterhin Hand­lungs­be­darf im Bereich popu­läre Musik besteht“, sagt der kultur­po­li­ti­sche Spre­cher der grünen RVR-Frak­tion Jörg Ober­einer, der den Kultur­be­richt ansonsten grund­sätz­lich begrüßt.