Wärme aus dem Bergwerk

By 27. April 2023Juni 12th, 2023Allgemein

Aus den Ewig­keits­lasten Nutzen ziehen

Der Bergbau hat das Ruhr­ge­biet mehr als 100 Jahre lang geprägt. Seine Folgen und Belas­tungen werden uns noch viele Jahr­hun­derte begleiten. Zu diesen soge­nannten „Ewig­keits­lasten“ zählt unter anderem auch der Umgang mit Grubengas und Gruben­wasser. 

Beides sammelt sich in den Schächten und Stollen von still­ge­legten Zechen an. Hiervon gibt es im Ruhr­ge­biet eine ganze Menge: mehrere tausend Schächte bilden ein gigan­ti­sches unter­ir­di­sches Netz. Dieses zu über­wa­chen, ist eine Mammut­auf­gabe und zwar über Gene­ra­tionen hinweg. Denn sowohl als Grubengas – welches beim Abbau von Kohle frei­ge­setzt wird und durch seinen hohen Methan­ge­halt explo­si­ons­fähig ist – als auch das Gruben­wasser – das auf seinem Fließweg Mine­ra­lien, Metalle und z.T. Gift­stoffe löst – stellen eine Gefahr dar. Doch aus der Not lässt sich eine Tugend machen! Die ehema­ligen Berg­werke bieten ideale Voraus­set­zungen zur Gewin­nung von erneu­er­baren Ener­gien: 

  • Grubengas ist zur Herstel­lung von Strom und Wärme geeignet. Aus einem Gutachten des NRW-Wirt­schafts­mi­nis­te­riums geht hervor, dass bis 2035 rund 1,44 Mrd. Kubik­meter wirt­schaft­lich verwert­bares Grubengas (Methan­ge­halt von über 15 Vol.-%) abge­saugt werden. Durch die Verwer­tung des Gases lassen sich rund 24,5 Mio. Tonnen Kohlen­di­oxid­äqui­va­lente vermeiden.
  • Grubengas steht jedoch nicht unend­lich zur Verfü­gung. Denn mit dem Ende des Stein­koh­len­berg­baus im Ruhr­ge­biet steigt in vielen Schächten das Gruben­wasser. Doch auch dieses bietet großes Poten­zial. Das unter­ir­di­sche Wasser lässt sich geother­misch nutzen. Dabei gilt: je tiefer der Schacht, desto wärmer das Wasser.
  • Über Wärme­pumpen kann das zwischen 20 und 35 °C warme Wasser für die lokale Wärme­ver­sor­gung einge­setzt werden. Dieses Verfahren wird bereits erfolg­reich an vier Stand­orten in Deutsch­land reali­siert. Drei dieser Orte liegen in der Metro­pole Ruhr: Essen, Marl und Bochum.
  • Mit der Fraun­hofer-Einrich­tung für Ener­gie­infra­struk­turen und Geothermie IEG in Bochum gibt es in der Metro­pole Ruhr eine der wich­tigsten Einrich­tungen zur Erfor­schung der Geothermie. Mithilfe dieser Exper­tise kann es gelingen, das Ruhr­ge­biet nach­haltig umzu­bauen. Aktu­elle Studien des Insti­tuts belegen: In Zukunft könnten bis zu 70 Prozent des Wärme­be­darfs unserer Region durch Erdwärme gedeckt werden! 

Noch leisten wir uns jedoch den Luxus, die poten­ti­elle Ener­gie­quellen defi­zitär aus den Schächten zu pumpen. Statt die Hinter­las­sen­schaften des Berg­baus für die dauer­hafte Entlas­tungen unserer Ener­gie­bi­lanzen zu nutzen, heizen wir sogar mit dem aufwendig geför­derten Gruben­wasser zusätz­lich unsere Fließ­ge­wässer an der Ober­fläche auf.

Das muss sich ändern! Notwen­dige Rück­bau­ar­beiten und Schacht­ver­sie­ge­lungen der alten Berg­bau­an­lagen dürfen keine Chancen blockieren, Grubengas und Gruben­wasser lang­fristig als Ressourcen zu nutzen. Die Metro­pole Ruhr muss zum Motor für die Wärme­wende werden. Im Ruhr­par­la­ment setzen wir uns dafür einsetzen, dass dies so schnell und nach­haltig wie möglich umge­setzt wird.